Pressemitteilung
Stellungnahme zur Neuberechnung der Regelbedarfe für Kinder und zum Bildungspaket
Der Familienbund im Bistum Magdeburg und im Land Sachsen-Anhalt nimmt
zu den geplanten Änderungen des zweiten und zwölften Buches Sozialgesetzbuch
und zur Ermittlung von Regelbedarfen (BT Drs. 17/3404) wie folgt Stellung.
Die im Gesetzentwurf der Regierungsfraktionen im Bundestag
vorgestellte Neuberechnung der Regelbedarfe für Kinder fußen auf realitätsverzerrenden
Grundannahmen (sehr kleine Stichproben, Ausschlüsse nicht regelbedarfsrelevanter
Warengruppen, Verkleinerung der Referenzgruppe für die Erwachsenenleistung auf
die untersten 15 statt bisher 20 Prozent). Dadurch ergeben sich
Regelleistungen, die unter den aktuell geltenden Beträgen liegen. Aus Gründen
des Vertrauensschutzes sollen diese aber weiterhin gezahlt werden. Zu einer
Erhöhung der Regelleistungen für Kinder kommt es damit erst, wenn durch
steigende Verbrauchsausgaben die Differenz zwischen aktuellen und neu
berechneten Regelleistungen aufgebraucht ist. Aus Sicht des Familienbundes
kommen die Regierungsfraktionen damit den Vorgaben des
Bundesverfassungsgerichts nach einer transparenten und schlüssigen Berechnung
der Regelbedarfe nicht nach.
Der Familienbund fordert dagegen eine sofortige Anhebung der Regelleistungen
für Kinder und Jugendliche auf mindestens: 310 € für Jugendliche ab dem 14.
Geburtstag, 272 € für Kinder ab dem 6. Geburtstag und 257 € für Kinder bis zum
6. Geburtstag. Die Höhe der Regelleistungen fußt auf einem Berechnungskonzept
des Deutschen Caritasverbandes.
Das Bildungspaket (§ 28 SGB II) soll Leistungen für Schulausflüge
und mehrtägige Klassenfahrten, für den persönlichen Schulbedarf, für
außerschulische Lernförderung, für die Mittagsverpflegung in Kitas
und Schulen sowie für die Teilhabe am
sozialen und kulturellen Leben umfassen. Der Familienbund setzt sich
grundsätzlich für Geldleistungen auch im Rahmen der Sozialtransfers für
bedürftige Familien ein. Familien dürfen nicht unter Generalverdacht
gestellt werden, sondern sie benötigen Geldleistungen, über die sie
selbstbestimmt verfügen können. Studien zeigen, dass Eltern in
Armutssituationen zunächst ihre eigenen Bedürfnisse einschränken und
zuletzt bei den Kindern sparen.
Der Familienbund erkennt aber an, dass mit dem Bildungspaket neue
Zugänge für bedürftige Kinder zur Teilhabe am sozialen und kulturellen
Leben geschaffen werden können. Die Nutzung der Angebote im
Bildungspaket darf aber nicht zu einer Stigmatisierung führen. Der
Familienbund fordert in der Umsetzung des Bildungspakets die Einführung
einer Familiencard, die alle Familien zu je unterschiedlichen
Konditionen erwerben können. Er fordert auch, dass das Bildungspaket als
über den Regelbedarf hinausgehendes Zusatzangebot gestaltet wird.
Für Rückfragen:
Familienbund im Bistum Magdeburg und im Land
Sachsen-Anhalt
Dr. Reinhard Grütz
0391/620 86 44
familienbund@bistum-magdeburg.de
Dr. Reinhard Grütz
Geschäftsführer Familienbund